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Sports Performance Under Pressure

Beitrag wurde erstellt am Montag, 17. September 2018
Autor: Jared Jentzsch | Science

 

Stell dir folgende Situation vor: Ein NBA All-Star wird im dritten Spiel der NBA Finals gefoult und geht an die Freiwurflinie. Es sind noch weniger als zwei Sekunden zu spielen und sein Team liegt zwei Punkte hinten. Wenn er beide Würfe trifft, bringt er sein Team in die Verlängerung. Während der Saison erreichte er einen Freiwurfdurchschnitt von 90.1%. Der erste Wurf ist kein Problem, der Ball wird sauber im Netz versenkt. Nun der zweite. Alle Augen sind auf ihn gerichtet. Er wirft und verwirft. Sein Team verliert das Spiel und später auch die Meisterschaft.

Genau dies passierte Dirk NOWITZKI im Jahr 2006, der während seiner gesamten Karriere ein sehr verlässlicher Werfer an der Freiwurflinie war. Nur in diesem Moment, wo es um alles ging, versagte er. Ähnliche Beispiele lassen sich in allen Sportarten finden, in denen Athleten unter Druck ihre Leistung abrufen müssen. Manchmal gelingt es ihnen und sie zeigen sogar eine phänomenale Leistung, die ihre eigene normalerweise übersteigt (Clutch Performance). Andere Male verschlechtert sich die Leistung unter Druck und der Athlet versagt (Choking).

Woran liegt es, dass manche Athleten unter enormem Druck ihre Leistungen steigern können, während es bei anderen zu Leistungseinbußen kommt?


Was wird untersucht?



Natürlich gibt es dazu verschiedene mögliche Erklärungen aber in meiner Studie untersuche ich die Rolle von Fear of Negative Evaluation und Action Orientation.

Fear of Negative Evaluation (FNE) ist ein psychologisches Konstrukt, das Befürchtungen und Ängste über die negative Bewertung durch andere beschreibt. Personen, die eine hohe Ausprägung an FNE haben, befürchten und erwarten, dass andere ihre Leistung schlecht bewerten, was zu einem erhöhten Stresslevel führt. Der Athlet lenkt seine Aufmerksamkeit dann unbewusst auf seine Gedanken, anstatt auf die Aufgabe und seine Fähigkeiten.

Action Orientation oder Handlungsorientierung ist ein Zustand, in den man seine Aufmerksamkeit auf die Realisierung von Handlungen richtet und dabei seine Fähigkeiten einsetzt um sein Ziel zu erreichen. Das Gegenteil davon ist Lageorientierung, bei der man sich im Gegensatz zur Handlungsorientierung in dysfunktionalen Gedankenabläufen verfängt, anstatt sich Gedanken über Lösungsmöglichkeiten zu machen.


Ablauf der Studie



Für meine Studie habe ich eine Stichprobe von 60 Basketballspielern/Innen untersucht. Mittels Fragebögen wurden die individuellen Ausprägungen von Fear of Negative Evaluation und Action Orientation erhoben. Nach einer kurzen Erwärmung, kamen die Spieler/Innen einzeln zu mir und warfen 15 Freiwürfe (ohne Druck). Nachdem jeder durch war, wurden die Spieler/Innen wieder zu mir gebeten und sollten wieder 15 Freiwürfe werfen. Vorher sollten sie jedoch eine Matheaufgabe lösen. Vier Minuten lang mussten die Spieler/Innen die Zahl 13 von 1022 subtrahieren und laut an mich und zwei Assistenten weitergeben. Diese Übung vor unbekannten Personen sollte die Athleten unter Druck setzen. Daraufhin wurden wieder 15 Freiwürfe geworfen.


Ziel der Studie



Ausgehend von den bisherigen Untersuchungen und der wissenschaftlichen Literatur nehme ich an, dass:

1. Spieler/Innen, die einen hohen Score auf den Fragebogen zu Fear of Negative Evaluation erreicht haben, größere Leistungseinbußen unter Druck haben werden, als Spieler/Innen die niedrige Werte haben. Die Leistung ohne Druck sollte sich nicht unterscheiden.

2. Spieler/Innen, die eher lageorientiert sind, werden unter Druck größere Leistungseinbußen zeigen, als Spieler/Innen die eher handlungsorientiert sind. Die Leistung ohne Druck sollte sich nicht unterscheiden.


Praktischer Nutzen



Athleten, die nicht in der Lage sind ihre Leistungen unter Druck abzurufen erleben psychologisch belastende Effekte, da ihnen der Sport weniger Spaß macht, sie weniger Selbstvertrauen haben und sich mehr Sorgen machen. Dies führt dazu, dass solche Spieler/Innen oft mit dem Sport aufhören, obwohl sie eigentlich gute Fähigkeiten besitzen oder sehr talentiert sind. Mit dem Wissen, dass es solche Spieler gibt, können Trainer/Innen und Verbände Maßnahmen setzten um solche Spieler/Innen speziell im Umgang mit Druck zu fördern.


Die Testung mit den Paladins



Eine Stichprobe von 60 Basketballspieler/Innen zu erheben ist nicht ganz einfach. Daher habe ich mich sehr gefreut, dass die Paladins bereit waren mich bei meiner Studie zu unterstützen. Die Testung erfolgte an zwei unterschiedlichen Tagen im Wolves Dome. Einmal während eines Trainings und ein anderes Mal während eines Freundschaftsspiels.

Obwohl die Spieler anfangs etwas nervös waren, haben sie doch in beiden Versuchen (Freiwürfe mit und ohne Druck) eine sehr gute Leistung gezeigt. Ob und in welcher Form es einen Zusammenhang zwischen der Leistung und den Werten im Fragebogen gibt, wird sich bei der statistischen Auswertung ergeben.

In diesem Sinne fürs Erste: Danke Paladins, für eure Hilfe!

Jared Jentzsch

Masterstudent der Psychologie.

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Wiener Liga

Team W L P
       
UKJ Rockets/2 5 0 10
Vienna Paladins 4 1 9
Vienna United/3 3 2 8
Vienna Timberwolves/3 2 3 7
UKJ Rockets/3 1 4 6
BC DSG Gumpendorf/2 0 5 5

ASKÖ Cup

Team W L P
       
Vienna Paladins 4 0 8
WAT22 Oldies 3 2 8
EuroFighters 3 0 6
Phalanx 2 1 5
Lok Praterstern 1 3 5
Vienna Spartans 0 4 4
Ararat 1 2 4