Blog

Philippine College Basketball als Ateneo Blue Eagle

Beitrag wurde erstellt am Montag, 3. Oktober 2016
Autor: Kristian Panganiban | Career

 

Der österreichische Basketball hat mich schon sehr früh geprägt. Angefangen im Nachwuchs von WAT20 über das Kadetten-Nationalteam bis schließlich hin zur Bundesliga bei den BasketClubs of Vienna (Vorgänger des BC Hallmann Vienna). Den nächsten Schritt in meiner persönlichen Entwicklung sah ich dann aber immer im Ausland. Am besten durch ein Basketballstipendium an einer anerkannten Universität. In welchem Land ich dieses Ziel verwirklichen wollte, stand Anfangs noch offen. Nach Amerika zu ziehen, um zu studieren und Basketball zu spielen ist der Traum vieler Basketballer, aber die Realität war nicht so attraktiv. Zu hohe Studiengebühren und schwer zu ergatternde Basketballstipendien waren die Tatsache. Die andere Option war es, meinen philippinischen Wurzeln nachzugehen und das basketballverrückte Land der Philippinen richtig kennenzulernen.

Letztendlich entschied ich mich für die Heimat meiner Eltern, das Land der 7.107 Inseln, der Jollibee-Fast-Food-Kette und der stark klimatisierten Mega Malls. Der Umzug ins Ausland ist anfangs immer ein klein wenig beängstigend, speziell bei annähernd 10.000 km Entfernung von Familie und Freunden. Doch als sich die Möglichkeit ergab ein Try-Out bei der Ateneo de Manila University zu absolvieren, ergriff ich ohne großartig zu überlegen die Chance, packte meine sieben Sachen und flog nach Manila.


Ateneo de Manila University



Die Ateneo de Manila University ist ein Mitglied der University Athletic Association of the Philippines (UAAP). Eine der angesehensten Universitätssportverbände auf den Philippinen und mit Basketball, der beliebtesten Sportart der Filipinos, wird ein beeindruckendes Spektakel daraus gemacht. Mit hoch dotierten Sponsoring-Deals, Live-TV-Übertragungen und tausenden verrückten Zuschauern, beginnt jede UAAP-Basketball Saison aufs Neue.




Im Frühjahr 2008 ergab sich die Chance mich zu beweisen zu können und Teil der Ateneo Blue Eagles zu werden. Das Try-Out bestand aus sogenannten Walk-Ons, wie mich und Recruits (Spieler die vom Basketball-Programm angeworben werden). An das hohe Tempo und das körperlich betonte Spiel des philippinischen Basketballs, konnte ich mich nach ein paar Tagen gewöhnen. Ich konnte glücklicherweise einen guten Eindruck hinterlassen, denn am Ende des Try-Outs machte mir der Team Manager ein Angebot für ein volles Stipendium. Ich nahm dieses großzügige Angebot natürlich dankend an und ab dem Zeitpunkt ging alles ziemlich schnell. Campus Tour, Nachhilfestunden zur Vorbereitung auf den ACET (Universitätseinstiegstest) und schließlich der Einzug ins Studentenheim (für Spieler die nicht in Manila ihren Hauptwohnsitz hatten).

Der Unterschied zu Österreich war in meinen Augen riesig, besser gesagt kaum zu vergleichen.

In kürzester Zeit lernte ich viel von der Uni kennen. Das Universitätsgelände, das Basketball-Programm, die Leute die involviert waren (im akademischen und sportlichen Bereich) und natürlich die erstklassige Infrastruktur und Ausstattung waren maßgebliche Gründe, warum ich mich für Ateneo entschieden habe. Der Unterschied zu Österreich war in meinen Augen riesig, besser gesagt kaum zu vergleichen. Es begann beim Coaching Staff. Er bestand aus dem Head Coach, zwei bis drei Assistant Coaches, Physiotherapeuten, Strength and Conditioning Coaches und einigen Student-Managern. Das Basketball-Programm wird neben dem Coaching Staff auch noch von einer Vielzahl an Mitarbeitern administrativ unterstützt.

Die Ausstattung und Einrichtungen für Sportler waren auch auf einem ganz anderen Level. Zwei Basketball-Trainingshallen (Moro Lorenzo Sports Center und Blue Eagle Gym), Indoor- und Outdoor-Laufbahnen, Schwimmbecken, Fitness-Studios und eine Sportklinik sind Teil der Infrastruktur.




Da Ateneo eines der größten Basketball-Programme der Philippinen hat, war der Kader dementsprechen groß. Man unterscheidet hier zwischen Team A und Team B. Erstere Mannschaft spielt bei dem Turnier der UAAP mit. Das Team B spielt hingegen beim sogenannten Father Martin's Cup und ist mit Spielern besetzt, die mit der Residency Rule* (Aufenthaltsregel) in Konflikt kommen und mit Spielern, die noch ein wenig Entwicklung benötigen. Da ich von der Residency Rule betroffen war, landete ich im Team B. Dieses Team diente auch als Trainings-Pool für das UAAP Team und gab den Spielern die Möglichkeit, sich zu verbessern in der Hoffnung, schließlich in das Team A zu rutschen.

*Die Residency Rule verbietet es Spielern, die Universitäten wechseln (=Transferees) oder Spielern, die aus dem Ausland kommen (=Foreigners), direkt am UAAP-Turnier teilzunehmen. Transferees müssen für ein Jahr und Foreigners für zwei Jahre immatrikuliert sein, bevor sie zu einem Einsatz in der UAAP nominiert werden können.


Student-Athlete: Student First, Athlete Second

Als Student-Athlete war es nun meine Aufgabe, bei jeder Ateneo Blue Eagle Veranstaltung (Trainings, Spiele, Film-Sessions, Team-Bonding, Sponsoren-Dinners, etc.) anwesend zu sein. Ebenso war es notwendig, einen bestimmten akademischen Erfolg vorzuweisen. Es wurde betont, dass das Basketballspielen ein Privileg ist und ohne den gewissen Noten, könne dies weggenommen werden. Natürlich ist das von Uni zu Uni unterschiedlich. Ich hatte das Glück an einer Universität zu landen, wo beides einen hohen Stellenwert einnahm.

Mein Tagesablauf sah ungefähr so aus:
06:00 - 08:30: Basketball-Training
10:00 - 17:00: Uni
18:00 - 19:00: Strength and Conditioning
19:00 - Open End: Skills, Werfen und gelegentlich Training mit dem Team A




Die Highlights waren dennoch immer die Spiele am Wochenende. Ob Team A oder B, die Atmosphäre war immer überwältigend. Großartige Zuschauer, die immer hinter ihrer Mannschaft stehen. Spiele vom Team B sind hier mit der Atmosphäre der Bundesliga zu vergleichen. Team A Spiele hingegen sind in vollgepackten Arenen mit über 20.000 Zuschauern. Dazu Cheering Squads, Kommentatoren mit Live-TV-Übertragungen, Sprechchören und Schulhymnen und natürlich den Hecklern und Die-Hard Fans. Dieses Phänomen, College Basketball, wird nirgendwo besser verkörpert wie bei der größten Rivalität im philippinischen College Basketball. Wenn Ateneo gegen die De La Salle University antritt, herrscht der Ausnahmezustand. An diesen Tagen ist das Araneta Coliseum immer gerammelt voll mit Fans die blau (Ateneo) oder grün (La Salle) tragen und lautstark ihre Universität anfeuern. Ein absolutes Highlight.


Fazit

Auf einem anderen Kontinent zu leben, so weit entfernt von Familie und Freunden ist anfangs echt furchteinflößend. Sachen wie Heimweh, Kultur, Klima, Infrastruktur und Mentalität der Menschen sind Dinge, an die man sich auf jeden Fall gewöhnen muss und denen gegenüber man natürlich auch aufgeschlossen sein muss.

Aber, diese wertvollen Erfahrungen die ich auf den Philippinen sammeln konnte, hätte ich woanders nicht machen können. Ein PBA D-League Try-Out und den Universitätsabschluss hab ich dank der Student-Athlete Philosophie erleben können. Auch wenn es schlussendlich zur PBA nicht gereicht hat, war der Sprung ins Ausland für mich persönlich ein voller Erfolg.

Kristian Panganiban

Guard bei den Vienna Paladins.

FacebookInstagramTwitter

Wiener Liga

Team W L P
       
UKJ Rockets/2 5 0 10
Vienna Paladins 4 1 9
Vienna United/3 3 2 8
Vienna Timberwolves/3 2 3 7
UKJ Rockets/3 1 4 6
BC DSG Gumpendorf/2 0 5 5

ASKÖ Cup

Team W L P
       
Vienna Paladins 4 0 8
WAT22 Oldies 3 2 8
EuroFighters 3 0 6
Phalanx 2 1 5
Lok Praterstern 1 3 5
Vienna Spartans 0 4 4
Ararat 1 2 4