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Ticketing: Volle Hallen sind kein Selbstläufer
Beitrag wurde erstellt am Montag, 19. September 2016
Autor: Ray Singca | Marketing
Das große Ziel, die EuroBasket 2017. Dazu das wohl stärkste Nationalteam der letzten Jahre, das es richten und Österreich zur EM führen soll. Als besonderes Schmankerl, das Heimspiel gegen die Deutschen. Wenn das noch nicht reicht, soll der anhaltende PÖLTL-Hype für den Rest sorgen und die Zuschauermassen in die Halle bringen. Die Resonanz mit 1.800 Zusehern, nicht schlecht. Aber es geht besser. Zum EuroBasket Qualifier 2014 gegen den DBB, schafften es 2.500 Besucher ins Multiversum Schwechat. Für die Vermarktung des Events war ich damals mitverantwortlich. Mein Marketing-Masterpiece wenn man so will...
Sports Business
Zuerst ein kleiner Einblick in die Welt des Sports Marketings. Eine aufregende und emotionalisierende Branche, die sich ständig im Wandel befindet und immer nach neuen Wegen sucht, um den Ansprüchen des Publikums und anderer Stakeholder wie Sponsoren gerecht zu werden. Längst ist das Sportliche nicht mehr genug und so stellt auch die Gestaltung eines attraktiven Rahmenprogramms eine wesentliche Herausforderung zur Erstellung eines ausgewogenen Events dar. Im Wesentlichen ein überaus vielseitiges Arbeitsfeld, in dem man mit seinen Lösungsansätzen sehr kreativ sein kann. Überflüssig zu erwähnen, dass es für Sportmarketing, generell viele Interessenten aber nur wenige offene Stellen gibt. Das Stichwort "hartumkämpfter Arbeitsmarkt" ist hier wohl noch untertrieben. In Österreich befinden sich Agenturen und Sportmarketer zu dem des Öfteren in den westlichen Bundesländern, wo Wintersportarten sehr stark vermarktet werden. Einleuchtend für unsere kleine Alpen-Nation, oder?
Zugegeben, ich hatte auf der Suche nach einem Job in dieser Branche ein wenig Glück. Konnte durch meinen Basketball-Hintergrund, ein wenig auf persönliche Bekanntschaften zurückgreifen und Kontakte knüpfen. Schlussendlich muss ich aber einfach gestehen, dass ich zum richtigen Zeitpunkt einfach am richtigen Ort war und dabei die richtige Person kennenlernte, was am Ende zu einer Anstellung bei PROFS Marketing führte. Glücklicherweise sogar im Basketball-Bereich. Von Pressekonferenzen und Foren, über Branding-Themen bis hin zur Sponsoren-Akquise, durfte ich in verschiedenen Marketing-Projekten sowohl mit der Admiral Basketball Bundesliga als auch mit dem Österreichischen Basketballverband zusammenarbeiten.
Case Study: EuroBasket Qualifier
Als persönliches Projekt, wurde mir 2014 schließlich das Ticketing für die EuroBasket Qualifikationsspiele der österreichischen Nationalmannschaft in Schwechat anvertraut und damit zurück zum Thema dieses Blog-Posts. Drei Heimspiele hatte der ÖBV im Multiversum innerhalb einer Woche. Angefangen mit der Partie gegen Luxemburg, gefolgt vom Schlagerspiel gegen Deutschland und zum Schluss das Polen-Spiel.
Die größte Aufmerksamkeit galt natürlich der Partie gegen die deutsche Auswahl. Das sollte zum absoluten Highlight der EM-Qualifikation werden. Das definierte Ziel, eine restlos ausverkaufte Arena. Mit der andauernden sportlichen Rivalität zwischen Österreich und Deutschland, war das Fundament für ein sportliches Feuerwerk bereits gegeben.
Am nächsten Tag die Abrechnung. Der Kurier berichtete: "Mehr als 2.500 Zuschauer im ausverkauften Multiversum Schwechat hatten für einen Hexenkessel und die beste Kulisse bei einem Basketball-Länderspiel seit Jahren gesorgt." Von der NÖN Schwechat, kam auch positives Feedback: "2.500 Zuschauer - so viele wie seit Jahrzehnten nicht bei einem Basketballländerspiel Österreichs." MISSION ACCOMPLISHED!
Doch wer glaubt, dass diese Rivalität, die Beteiligung hochkarätiger Spieler aus Europa und der NBA und ein tolles Rahmenprogramm bereits genügten, um die Halle restlos zu füllen, der irrt leider. Basketball hat hierzulande nicht den sportlichen Stellenwert, den er woanders bereits hat. Somit kann man hier nur wiederholen: Volle Hallen sind kein Selbstläufer.
Doch was heißt das genau? Insgesamt kümmerte ich mich in einem Zeitraum von vier Monaten ausschließlich um die Vermarktung des Spiels gegen Deutschland. Die Akquisition von Besuchergruppen, die Erstellung des Rahmenprogramms, die Gewinnung von Partnern und Sponsoren als auch die Kreation von Online- und Printmedien fielen dabei in mein Aufgabengebiet.
Ticketingmaßnahmen
Fokussieren möchte ich mich in diesem Beitrag aber auf drei Vertriebskanäle, die hoffentlich einen Anstoß geben können, wie man sein eigenes Ticketing im Verein oder für ein Event aufbauen kann. Generell gilt aber, dass hier der Kreativität kaum Grenzen gesetzt sind. Alternative Vertriebswege sind natürlich von Vorteil und können Zugang zu neuem Publikum eröffnen.
Wenn man einen Vertriebspartner, wie etwa ticketmaster, für sich gewinnen kann, ist ein großer Schritt bereits getan. Solche Full Service Provider kümmern sich vollständig um die Abwicklung des Ticketverkaufs und erleichtern durch ihre Infrastrukturen den Besuchern den Zugang zu Eintrittskarten. Darüber hinaus verfügen solche Partner für gewöhnlich über weitreichenden Vertriebs- und Werbekanäle, über die die Vermarktung selbstständig auch von diesen Providern vorangetrieben wird. Ebenfalls können Couponing-Aktionen über deren Plattformen relativ einfach umgesetzt werden, womit Sonderaktion (z.B. Early-Bird Tickets) ohne viel Aufwand gestartet werden können.
Neben einem Full Service Provider als Hauptvertriebskanal, können Verkaufsmultiplikatoren für neue Zielgruppen sorgen. Beispielsweise könnten Rabattportale wie Groupon oder DailyDeal alternative Vertriebs- und Verkaufsmultiplikatoren darstellen. Dabei sollen Personen angesprochen werden, die nach neuen und günstigen Freizeitbeschäftigungen suchen. Der Vorteil aus so einer Partnerschaft ergibt sich aus den großen Promotion- und Vertriebskanälen, die in vielen Fällen über die typischen Kontaktpunkte eines Sportvereins hinausreichen.
Einen weiteren Erfolgsfaktor zum Ausverkauf der Arena, stellt die Akquisition von Großgruppen dar. Diese können einen wesentlichen Hebel darstellen, mit denen ich auch bei den Qualifikationsspielen viele Plätze füllen konnte. Dabei eignen sich vor allem Firmen bzw. Organisationen aus der Nähe des Eventorts und Vereine aus anderen Sportarten für die Kontaktierung. Diese Gruppen haben im Normalfall noch keinen richtigen Bezug zur Veranstaltung, haben aber eine örtliche Verbindung oder bringen bereits ein generelles sportliches Interesse mit. Sonderkonditionen für diese Großgruppen können hier für den nötigen Anreiz sorgen.
Fazit
Insgesamt habe ich durch PROFS einen guten Einblick in die verschiedenen Bereiche der Sportbranche bekommen und viel Erfahrung sammeln können, die ich auch bei den Paladins bereits nutzen konnte. Von Vorteil natürlich auch, dass man hier die Gelegenheit bekommt, einige der Sportler bei Meet & Greets zu treffen. Kein schlechter Bonus!
Zum Ticketing-Thema, kann ich abschließend nur sagen, dass dieser Bereich des Marketings nicht zu unterschätzen ist. Neben Mitgliedsbeiträgen und Merchandise-Sales, könnte dies eine gute Einnahmequelle für Vereine darstellen. Zusätzlich sorgt man mit einer vollen Halle natürlich auch für eine tolle Kulisse, die ein Heimspiel zu einem einmaligen Erlebnis für die Besucher machen könnte. Zu unterschätzen ist der Aufwand aber auf keinen Fall. Stetige, gewissenhafte Arbeit ist hier notwendig, um dauerhaft für volle Hallen sorgen zu können. Nicht umsonst haben Basketball-Größen wie Bayern München oder auch ALBA Berlin eigene Abteilungen, die sich ausnahmslos um die Aktivierung von Zuschauer- und Fan-Gruppen kümmern.
Danke, Kolja!
Neben PROFS und Christian OLLINGER, gilt mein vollster Dank natürlich Kolja BATHOW, der mich an Board holte und mir die Chance gegeben hat, in dieser Branche zu arbeiten und tolle Erfahrungen zu sammeln. Ich konnte vieles lernen und mitnehmen und dafür möchte ich mich herzlich bedanken. Basketball Austria wird die Energie und Leidenschaft vermissen, mit der du hinter den Kulissen für den österreichischen Basketballsport gekämpft und gearbeitet hast. Vielen Dank für alles!