Was NBA-Scouts und Euroleague GMs wollen, sind im Wesentlichen zwei Paar Schuhe. In Europa gibt es verschiedene Ligen mit verschiedenen Spielstilen, während die NBA eben nur ein einzelner Bewerb ist. Die Euroleague an sich ist zwar auch nur ein einzelner Wettbewerb, dennoch sind in dieser Saison Teams aus insgesamt zehn verschiedenen Ländern involviert, die sich sowohl in ihrer heimischen Liga als auch in der Euroleague durchsetzen wollen. Das bedeutet, dass sich die Teams für zwei verschiedene Bewerbe vorbereiten müssen.

Potenzial vs. Production

Bildquelle: nba.com (2014)

Der größte Unterschied zwischen der NBA und der Euroleague, wenn es darum geht wonach Scouts suchen, ist die Gegenüberstellung von Potenzial vs. Production. Speziell wenn es um den NBA Draft geht, erhalten NBA-Teams die Rechte für einen Spieler meistens für 3 bis 4 Jahre. Also genug Zeit um zu evaluieren, ob ein Spieler eine Langzeitoption für den Club sein kann. Darüber hinaus bestehen NBA-Kader aus 15 Spielern und haben zusätzlich Kooperationen mit Teams aus der D-League. Dadurch muss man die Spieler nicht früher in die NBA bringen als nötig. Es gibt keinen Druck.

In Europa schaut es ganz anders aus. Die Spieler bekommen meistens einen Vertrag für ein Jahr und müssen sofort Resultate bringen. Im Falle eines Importspielers wird sogar erwartet, dass er sofort ein Schlüsselspieler ist.

Im Wesentlichen achtet ein NBA-Team auf Faktoren wie Größe, Athletik und Skills. Sie versuchen so die Entwicklung eines Spielers zu prognostizieren, während ein Team in der Euroleague versucht die derzeitigen Fähigkeiten eines Spielers zu finden, um sie sofort für sich zu nutzen.

Trend in Europa

Bildquelle: euroleague.net (2015)

Der moderne kleine Center hat sich in Europa in den letzten Jahren zum großen Trend entwickelt. Spieler wie Kyle HINES, Marcus SLAUGHTER, Othello HUNTER, Stephane LASME, Bryant DUNSTON und dergleichen gehören zu den gefragtesten Big Men in der Euroleague. Die meisten von ihnen erreichen gerade mal so die 2-Meter-Marke. Sie haben aber eine sehr große Armspannweite, sind relativ kräftig und sind dazu sehr beweglich und athletisch. Ihr Vorteil ist, dass sie sehr vielseitig sind: sie funktionieren als Rim-Protectors, können verschiedene Positionen verteidigen, Screens setzen und den Ring im Laufen attackieren. In der NBA werden solche Spieler meistens als Power Forwards eingesetzt, wodurch sie ihre Stärken oft nicht zur Geltung bringen können. Somit kann ein Spieler in der Euroleague sehr wertvoll und erfolgreich sein, aber in der strengen Struktur der NBA untergehen.

Bottom Line

Bildquelle: euroleague.net (2015)

Zusammenfassend ist man in der NBA in erster Linie am Körperbau interessiert. Dabei wird auf die Größe und die Athletik geschaut, mit denen die Zukunft eines Spielers prognostiziert werden soll. In Europa geht es strikt um die derzeitigen Fähigkeiten, weil man sofort Resultate sehen will. Da die NBA eine große und athletische Liga ist, haben Teams eher traditionelle Anforderungen für jede Position. In Europa hingegen, gibt es sehr viele einzigartige Spielertypen: 1.95 m große Center, Guards die aufposten, 2 m große Scharfschützen oder Point Guards mit der Größe eines Forwards. Der Fokus bei den NBA Scouts ist meist sehr eng gefasst, während man in Europa mehr Freiheit hat um Spieler in verschiedenen Rollen unterzubringen. Generell halten alle Scouts in erster Linie Ausschau nach Talent. Durch das enger gestaltete Profil für NBA-Spieler, ist es für junge Talente aber um einiges schwieriger, um eine NBA-Rolle zu erfüllen.

Originaltext | Übersetzung: Patrick Götz (2015)