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Entwicklung passiert nicht von selbst

Beitrag wurde erstellt am Montag, 2. November 2015
Autor: Stefan Prager | Basketball Austria

 

Gerne wird im österreichischen Basketball über Entwicklung diskutiert. Die Meinungen dazu gehen auseinander. Gerne wird auch verglichen. Wie in vielen anderen Dingen schaut man dabei über die Grenzen nach Deutschland. Dieser Vergleich ist aber kaum zulässig. Als österreichischer Basketballliebhaber muss man "Babysteps" akzeptieren - man hat keine andere Wahl. Vor allem in puncto Infrastruktur, Öffentlichkeitsarbeit und Selbstpräsentation. Sportlich sind es aber oft gar keine so kleinen Schritte, wie man glauben möchte.

Bildquelle: pictorial.at / M. Filippovits (2015)


Ein Vergleich mit Deutschland ist zulässig, wenn auch in anderer Dimension. Ein Zugpferd, wie es Dirk NOWITZKI einst für Deutschland war, ist vorhanden. Der Hype um Jakob PÖLTL - der während seiner sensationellen ersten Saison in der NCAA entstanden ist - ist in Österreich einmalig. Nicht oft passiert es, dass alle großen Medien dieses Landes über Basketball berichten. PÖLTL wird - so er sich hoffentlich nicht verletzt - Österreichs erster Spieler in der NBA sein. Ohne zu zögern hat PÖLTL im vergangenen Sommer für das Herren Nationalteam gespielt. Ob das auch möglich sein wird wenn PÖLTL kommenden Sommer für den NBA Draft nennt, bleibt offen. Nichtsdestotrotz sorgen auch seine Teammates im Nationalteam für Schlagzeilen. Thomas SCHREINER spielt die zweite Saison in der spanischen ACB, hat sich dort mehr als durchgesetzt. Rasid MAHALBASIC spielt für Nizhny Novgorod in der VTB League, im Eurocup und in der starken russischen Liga. Anton MARESCH hat sich in der 2. Spanischen Liga längst durchgesetzt. Mit Enis MURATI - seit dieser Saison bei den Leuven Bears in Belgien - kommt ein weiterer Legionär hinzu. Seine Performance im Nationalteam war diesbezüglich sicher kein Hindernis. Benjamin ORTNER überzeugt bei Reyer Venezia in der italienischen Serie A, ist aber wohl für das Nationalteam nach jahrelangen Diskussionen kein Thema mehr. Um die ÖBV-Auswahl braucht man sich also keine Sorgen zu machen.

Warum es mit verdienten österreichischen Coaches, wie Raoul KORNER oder Stefan WEISSENBÖCK nicht einmal Gespräche gibt, ist schwer zu verstehen.

Nur ein Teamchef muss noch gefunden werden, der Vertrag von Werner SALLOMON wurde ja nicht verlängert. Die Qualifikation für die nächste Europameisterschaft sollte möglich sein - manche sehen sie als Muss. Warum man nicht schon im vergangenen Sommer einen neuen Teamchef arbeiten hat lassen, verstehe ich nicht wirklich. Das ist keine Kritik an Werner SALLOMON. Es hätte aber meiner Meinung nach Sinn gemacht, seinem Nachfolger die Chance zu geben, sich schon in diesem Sommer auf kommenden Quali-Aufgaben vorbereiten zu können. Gordie HERBERT, aktuell Head Coach der Frankfurt Skyliners in der BBL, soll ein heißer Kandidat sein. Warum es mit verdienten österreichischen Coaches, wie Raoul KORNER oder Stefan WEISSENBÖCK nicht einmal Gespräche gibt, ist schwer zu verstehen. Auch Matthias ZOLLNER von Back-2-Back Meister Güssing, wäre ein durchaus gute und naheliegende Wahl. Er hätte Lust dazu, gesprochen hat mit ihm noch niemand.

Bildquelle: fiba.basketball (2010)


Europameisterschaften werden jeden Sommer auch im Nachwuchs gespielt. Unsere Teams sind meistens bei den B-Europameisterschaften dabei, beenden diese meist im hinteren Mittelfeld. Große Erfolge wie der B-EM Titel 2010 sind die Ausnahme. Warum war das U20-Team von damals so erfolgreich? Weil die Leistungsträger trotz ihres jungen Alters bei ihren jeweiligen Klubs schon gute Rollen eingenommen haben. Moritz LANEGGER, Rasid MAHALBASIC, Thomas KLEPEISZ - zugegeben ein goldener Jahrgang.

Das war in den vergangenen Jahren leider nicht immer so. Unlängst twitterte die Euroleague folgendes:



Bei europäischen Topklubs bekommen Talente Chancen - natürlich haben diese Klubs aber auch die Möglichkeiten sich diese Talente zu sichern und bilden sie oft aber auch selbst aus.

Bildquelle: pictorial.at / M. Filippovits (2015)


Auch Europacup-Auftritte von einheimischen Klubs, tragen zur Entwicklung des österreichischen Basketballs bei. Nach dem sensationellen Auftritt der Güssing Knights letztes Jahr in der Euro Challenge, sind heuer im Nachfolgebewerb, dem FIBA Europe Cup, neben den Rittern auch die Kapfenberg Bulls dabei. Auch wenn es am ersten Spieltag jeweils Niederlagen gegen französische Klubs setzte, war es schön zu sehen, dass junge Spieler wie Jakob ERNST, Ian MOSCHIK oder Tobias SCHRITTWIESER Minuten bekommen haben. Das sind Minuten von unschätzbarem Wert für die Entwicklung der jungen Nationalspieler. Jeder europäische Vergleich ist zu begrüssen und absolut notwendig. Um dafür gerüstet zu sein, müssen die Young Guns auch in der heimischen Liga spielen. Viel wurde während der Hinrunde über das aktuelle Niveau der ABL diskutiert. Zugegeben, es war schon einmal besser. Viele Klubs müssen aktuell "kleinere Brötchen" backen. Davon kann man jetzt halten was man will.

Ein ABL-Coach hat es unlängst im persönlichen Gespräch so formuliert: "Wenn man in Deutschland sagen würde, "Wir müssen kleinere Brötchen backen", dann würde das mit "Dort wird wirtschaftlich schlecht gearbeitet" assoziiert werden. Da muss man auch die Manager in die Pflicht nehmen."

Man könnte es aber auch als Chance sehen. Denn auch deswegen kommen junge einheimische Spieler zu Minuten. In Oberwart zum Beispiel, liefern die U20 Nationalspieler Benjamin BLAZEVIC und Sebastian KÄFERLE konstant gute Leistungen ab. Adrian MITCHELL in Gmunden oder Marin SLISKOVIC in Graz spielen heuer weit mehr als noch in der Vorsaison. U20-Captain Marko SOLDO wird sich in Güssing ebenfalls entwickeln. Jakob ERNST ist das beste Beispiel dafür.

Entwicklung passiert nicht von selbst, sie braucht ein klares Konzept.

Anfang November soll es einen Termin des ÖBV geben, zu dem alle Coaches der ABL eingeladen wurden. Es soll um die künftige Ausrichtung der Nationalmannschaften gehen. Ein Termin der längst überfällig ist und der ca. 15 Jahre zu spät stattfindet. Eventuell sollte man bei diesem Termin auch einmal besprechen, warum in Österreich eine U19-Meisterschaft gespielt wird, wenn der internationale Standard eine U20 ist.

Entwicklung passiert nicht von selbst, sie braucht ein klares Konzept. Diese klaren Konzepte sind im österreichischen Basketball nicht immer erkennbar. Aber zur Erinnerung: Auch kleine Schritte sind Schritte.

Stefan Prager

Redakteur bei Sky Sport Austria.

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UKJ Rockets/3 1 4 6
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